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KREUZFAHRT IN DEN TOD

Leseprobe 2. Seite

Dieser lag etwa eine Tagesreise mit dem Auto entfernt, südlich an der Atlantikküste. Im Internet hatten sie dort ein Haus gefunden, welches um die Jahrhundertwende, im viktorianischen Stil gebaut worden war. Das Geld, welches sie durch den Verkauf ihres New Yorker Dreizimmerapartments erzielten, reichte völlig aus, um dieses alte, zehn Zimmer große, viktorianische Haus zu kaufen und zu renovieren. Sie wollten zukünftig ihre freie Zeit damit verbringen, Bücher zu lesen, sich ein Boot zuzulegen und auf Reisen zu gehen.

Es gelang ihnen jedoch nicht wirklich, von hundert auf null zurückzuschalten. Kaum waren sie in ihren neuen Wohnort Greenville umgezogen und hatten die ersten größeren Renovierungen im Haus hinter sich, als sie begannen, über aufkommende Langeweile zu klagen.

Pat wollte unbedingt wieder arbeiten gehen, zwar nicht den ganzen Tag, aber zumindest halbtags. Sehr schnell fand sie auch eine Stelle in einer Arztpraxis, wo sie von 9:00 Uhr morgens bis um 13:00 Uhr beschäftigt war. Jim, der früher vierzehn bis sechszehn Stunden am Tag gearbeitet hatte, saß nun am Morgen allein zuhause und wusste plötzlich nichts mehr mit sich anzufangen. Da er schon immer großes Interesse an Geschichte gezeigt hatte und die Stadt ein interessantes, historisches Museum besaß, schlug er der Leiterin des Museums vor, dort für Interessierte, Führungen durchzuführen und sich ein wenig darum zu kümmern, dass die Ausstellungsstücke des Museums endlich in einer vernünftigen Datenbank katalogisiert wurden. Somit war auch er, zumindest am Vormittag, mit anderen Dingen beschäftigt und saß nicht mehr alleine zuhause herum.

Zusätzlich zu ihrem Haus hatten sie sich schon, nach kurzer Zeit, ein kleines Boot zugelegt, um an den Wochenenden auf den vielen Seen, die es in der näheren Umgebung gab, ihre Freizeit zu verbringen. In dieser Zeit entdeckte Jim dann auch seine Leidenschaft für das Angeln und so verbrachten die beiden fast jedes zweite Wochenende auf einem der Seen. Pat war zwar etwas traurig gewesen, dass die Entfernung zu ihren Kindern und Enkelkindern jetzt so groß gewesen war und sie diese nur noch alle zwei bis 3 Monate sah, aber sie lenkte sich damit ab, dass sie nun ihr Haus ganz nach ihren Designvorstellungen gestalten konnte. Schon als Jugendliche hätte sie gern die Laufbahn einer Designerin eingeschlagen, doch ihre Eltern hatten sie in den Beruf der Buchhalterin gedrängt, da sie glaubten es wäre besser, wenn sie etwas 'Vernünftiges' lernen würde. Schon häufig hatte sie in ihrem Leben diese Entscheidung bereut, doch nun hatte sie endlich die Gelegenheit ihre Träume in die Wirklichkeit umzusetzen.


Außer den regelmäßigen Besuchen bei ihren Kindern und Enkeln, im zwei- bis dreimonatlichem Rhythmus, machten sie, in der Regel, zweimal Urlaub im Jahr. Besonderen Spaß fanden sie daran, auf Kreuzfahrten unterwegs zu sein. In nur wenigen Tagen hatten sie so die Gelegenheit, mehrere Länder zu besuchen, ohne auch nur die Bequemlichkeit eines Fünf-Sterne-Hotelszimmers und eines schwimmenden Restaurants verlassen zu müssen. In den letzten Jahren waren sie bereits, mit dem Schiff, in den verschiedensten Gegenden auf dem Globus unterwegs gewesen. Sie hatten schon mehrere Kreuzfahrten in die Karibik unternommen, wo sie jetzt schon fast jede größere Insel besucht hatten. Im letzten September waren sie dann, mit einem Kreuzfahrtschiff, auf einer Alaska Tour unterwegs gewesen und ein halbes Jahr zuvor hatten sie zudem noch eine vierzehn-tägige Mittelmeerkreuzfahrt unternommen. Die beiden waren begeistert von dieser Art und Weise, die Welt zu entdecken. Zum einen war es relativ preiswert, wenn man bedachte, dass man kein Hotel oder die Verpflegung zusätzlich buchen musste, zum Anderen wurde man, während man sich auf dem Schiff vergnügte,

entweder im Kasino, im Theater oder sich einfach auf Deck ausruhte, von einem Land ins andere gebracht. Dort wurden dann die unterschiedlichsten Touren und Freizeitaktivitäten angeboten, sodass es, in der Regel, kein Problem war, etwas Passendes für sich zu finden.

Jetzt im Februar, wo es auch in South Carolina empfindlich kalt werden konnte, hatte sie mal wieder das Reisefieber gepackt. Diesmal sollte es was ganz Besonderes werden. Nicht die üblichen Vier- oder Sechstagekreuzfahrten in die Karibik und auch nicht eine Vierzehntagekreuzfahrt nach Europa, sondern diesmal sollte es in die Südsee gehen. Alles in allem hatten sie vier Wochen für ihre gesamte Reise eingeplant. Drei Tage hatten sie alleine für die Anreise veranschlagt, denn das Schiff, welches sie gewählt hatten, lief aus dem Hafen von 'Sydney', in Australien, aus. Von dort aus wollten sie eine zehntägige Kreuzfahrt unternehmen, die sie zu den Südseeparadiesen von 'Tonga', 'Fidschi', 'Tahiti' und anderen polynesischen Inseln bringen sollte. Nach der Rückkehr, von der Seereise, wollten sie noch eine Woche Urlaub in Australien dranhängen, bevor sie sich auf die lange Rückreise in die Vereinigten Staaten machen wollten.

Im Internet hatten sie sich bereits die genaue Route herausgesucht und sich für das Kreuzfahrtschiff 'Liberty' entschieden, welches die meisten der Ziele anlief, die sie geplant hatten zu besuchen. Jetzt ging es nur noch darum, welche Art der Kabine sie wählen sollen. Natürlich stand für jeden Geldbeutel etwas zur Auswahl. Eine Innenkabine kam für sie jedoch nicht infrage, denn ohne Fenster wollten sie keine zehntägige Kreuzfahrt unternehmen, zumal man davon ausgehen konnte, dass man jede Menge malerischer Inselparadiese, beim Vorbeifahren, zu Gesicht bekommen würde. Eine größere Suite kam natürlich auch nicht infrage. Die Kosten dafür überstiegen bei Weitem das Budget, welches beide für eine solche Reise zur Verfügung hatten. Also blieb nur die Wahl zwischen einer Kabine mit einem runden Bullaugenfenster oder einer Kabine mit einem kleinen Balkon. Aufgrund des tropischen Zieles, welches sie gewählt hatten, entschieden sie sich letztendlich für die Kabine mit dem Balkon, denn dort hatten Sie die Gelegenheit, auch mal in Ruhe, vom restlichen Trubel auf dem Schiff, ausspannen zu können. Zumindest hatten sie dort einen kleinen Tisch und zwei Stühle, wo sie nun sitzen und ihren Kaffee genießen konnten, während die tropische Inselwelt an ihnen vorbeiziehen würde.

Bereits bei Abschluss der Buchung, im Internet, erhielten sie ihre Kabinennummer. Diese lautete 8004, das bedeutete ihre Kabine lag im achten Stock des Schiffes, also ziemlich weit oben. Danach mussten sie nur noch ihre Reiseunterlagen ausdrucken und fertig war die Urlaubsreise mit dem Kreuzfahrtschiff. In ähnlicher Form buchten sie anschließend auch ihren einwöchigen Aufenthalt in Australien. Sie wollten in dieser Zeit die Städte Sydney und Melbourne, sowie das große Barrier Reef besuchen. Alles wurde bis ins Kleinste vorher geplant, so etwa die Hotelzimmer gebucht, der Mietwagen reserviert und bereits die Schnorcheltour zum Barrier Reef bestellt. Als Letztes folgte dann die Buchung der Flüge. Dies war gar nicht so einfach gewesen, denn immerhin hatten sie eine Strecke um den halben Erdball zurückzulegen. Ihr Ausgangsflughafen war Charlotte, in North Carolina, der ungefähr eine Fahrstunde von Greenville entfernt gelegen war. Von dort aus buchten sie einen Flug nach Los Angeles in Kalifornien. Der Anschlussflug von dort war jedoch erst am darauffolgenden Tag, und da beide nicht zwanzig Stunden im Flughafen von Los Angeles verbringen wollten, buchten sie zusätzlich noch ein Zimmer in einem nahe gelegenen Flughafenhotel, wo sie die Zeit zwischen den Flügen verbringen konnten. Von Los Angeles aus buchten sie dann einen Direktflug nach Sydney in Australien.