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„Ist hier jemand?“, rief einer der Polizeibeamten.

„Ja“, wimmerte es aus dem Zimmer, „bitte helfen Sie mir.“

Die Polizisten betraten das Zimmer, immer noch mit der Waffe im Anschlag. Es schien sich um das Kinderzimmer im Haus zu handeln, denn auf dem Einzelbett, welches in der Ecke an der Wand stand, befanden sich am Kopfende Dutzende von Teddybären und Puppen aufgereiht. Im Bett lag eine etwa 16 bis 20 Jahre Jahre alte Frau mit einer riesigen Schnittwunde an der Kehle. Vor dem Bett saß ein ungefähr 25 Jahre alter, junger Mann mit dunkelbraunen langen Haaren. Seine Arme und Hände waren blutüberströmt.

Als er die Polizisten in der Tür sah, rief er: „Bitte helfen Sie mir, jemand hat meine Freundin umgebracht.“

„Ist der Täter noch im Haus?“, wollten die Polizeibeamten wissen.

„Ich glaube nicht, ich habe gehört, wie er die Treppe herunter gerannt ist und wie er die Haustür anschließend zugeschlagen hat.“

Sofort riefen die Polizeibeamten die bereitstehenden Sanitäter zur Hilfe. Diese kümmerten sich zuerst um den stark blutenden Mann, der vor dem Bett saß. Sie verbanden ihm die Arme und brachten ihn zu einem bereitstehenden Krankenwagen. Dort gab man ihm eine Beruhigungsspritze, denn er fuchtelte noch immer aufgeregt mit den Armen und redete wirres Zeug vor sich hin.

Unterdessen begannen die Polizeibeamten das Haus zu durchsuchen. Die Sanitäter, die sich um den verletzten Mann gekümmert hatten, bestätigten, dass das Mädchen, welches im Bett lag, nicht mehr lebte. Kurze Zeit später machten die Beamten im unteren Stockwerk einen weiteren grausigen Fund.

Direkt neben der Schlafzimmertür lag, in einer riesigen Blutlache, eine ungefähr 50 Jahre alte Frau, die scheinbar schwere Stichwunden in ihren Brustbereich erlitten hatte. Auch sie war an den Stichverletzungen bereits verstorben. Im angrenzenden Badezimmer fanden die Beamten ihren Ehemann, zusammengesackt neben der Toilette sitzend. Doch auch bei ihm konnte nur noch der Tod festgestellt werden.

Bevor der verletzte, junge Mann mit dem Krankenwagen in die nächste Unfallklinik gebracht wurde, hatten sich die Polizeibeamten von ihm noch Name und Adresse geben lassen. Sein Name war Armin Vogel. Er war 26 Jahre alt und von Beruf Maurer. Er lebte in einem kleinen Nachbarort, der etwa drei Kilometer entfernt vom Tatort lag. Die Tote, die man im oberen Stockwerk im Kinderzimmer gefunden hatte, war seine Freundin Tanja gewesen, ein 17 Jahre altes Mädchen. Die beiden Toten, im unteren Stockwerk, waren deren Eltern Laura und Hans Glaser.

„Das war es erst einmal“, sagte der Polizist zu Armin Vogel, „die Sanitäter bringen Sie jetzt ins nahe gelegene Krankenhaus und wir werden morgens früh bei Ihnen vorbei kommen, um Ihnen weitere Fragen zum Tathergang zu stellen. Haben Sie das verstanden?“

Armin Vogel nickte nur. Er machte einen komplett verstörten Eindruck. Den Polizisten war klar, dass sie jetzt keine verlässlichen Hinweise von dem jungen Mann bekommen würden, zumal er bereits eine Beruhigungsspritze erhalten hatte. Nachdem der Krankenwagen mit Armin Vogel davongefahren war, sicherten die vier Polizisten das Haus und warteten darauf, bis der zu ermittelnde Kriminalbeamte und die Spurensicherung eintrafen.


Der zuständige Kriminalbeamte war Peter Sand. Er war 55 Jahre alt und arbeitete seit zwanzig Jahren bei der Mordkommission. Peter Sand hatte sein gesamtes berufliches Leben bei der Polizei zugebracht. Seine Karriere begann als jugendlicher Polizeianwärter beim Erkennungsdienst. Über die Jahre hinweg sammelte er Erfahrungen im Einbruchsdezernat sowie in den Abteilungen Raub- und Sexualstraftaten. Mit 35 Jahren kam er letztendlich zur Mordkommission und arbeitete sich dort, über die Jahre hinweg, bis zum Leiter der Dienststelle hoch. Mit seinen 170 Zentimetern Körpergröße war er der Kleinste in seinem Dezernat. Doch dies hatte keinen Einfluss auf seine Autorität bei seinen Kollegen. Man schätzte ihn als besonnenen und geradlinigen Denker, der schon so manchen Täter durch seine geschickte Fragetechnik zu Fall gebracht hatte. Sein Privatleben litt nicht unerheblich unter seiner Tätigkeit. Durch seinen Beruf hatte er nur eine sehr ungeregelte Arbeitszeit und so blieb die Erziehung seiner einzigen Tochter weitgehend seiner Ehefrau überlassen, mit der er bereits seit 31 Jahren verheiratet war. So war es ihm dann auch kaum aufgefallen, als seine Tochter vor 5 Jahren aus der elterlichen Wohnung ausgezogen war und zwei Jahre später heiratete. Erst jetzt, nachdem seine zwei Enkel auf der Welt waren, nahm er sich etwas mehr Zeit für seine Familie.

Sein Assistent Frank Bach war 42 Jahre alt und seit sieben Jahren bei der Mordkommission. Beide waren seit fünf Jahren als Ermittlungsteam gemeinsam unterwegs. Wie auch Peter Sand hatte Frank Bach verschiedene Dienststellen während seiner Polizeikarriere durchlaufen, bevor er beim Morddezernat landete. Frank Bach hatte als Streifenpolizist bei der Polizei angefangen und sich in mühevoller Arbeit bis zur Kriminalpolizei hochgearbeitet. Seine Ehe war dabei vor vier Jahren auf der Strecke geblieben. Dass seine ehemalige Frau dann auch noch, mit den beiden Söhnen, weggezogen war und sich wieder neu verheiratet hatte, machte ihm, noch heute, sichtlich zu schaffen. Es war klar, dass der Täter mit Gewalt in das Haus eingedrungen war, denn das Schloss an der Haustür war, wie man deutlich erkennen konnte, mit Gewalt aufgebrochen worden.

Die Tote im Schlafzimmer, Laura Glaser, war durch mehrere Messerstiche in die Brust getötet worden. Sie musste unmittelbar an der Stelle getötet worden sein, wo sie aufgefunden wurde, denn um sie herum befand sich eine riesige Blutlache. Ihr Mann hingegen, den man im Badezimmer gefunden hatte, war wohl dorthin geschleppt worden oder hatte sich selbst dorthin geschleppt, denn darauf deutete eine Blutspur, welche sich von der rechten Seite des Bettes, bis hin zum Badezimmer, an die Stelle zog, wo er letztendlich tot zusammengesackt saß. Alles deutete darauf hin, dass Hans Glaser, ebenso wie seine Frau, an Verletzungen der Stichwunden gestorben war, die er erhalten hatte. Diese hatte er jedoch, im Gegensatz zu seiner Frau, im unteren Bauchraum erhalten.

Kapitel 1

Die Freundin


Es war so gegen 4:30 Uhr am Morgen, als der Notruf bei der Polizei einging. Am Ende der anderen Leitung befand sich ein aufgeregter, junger Mann.

Stotternd rief er: „Hilfe, Hilfe, wir sind überfallen worden, meine Freundin ist tot, bitte helfen Sie mir, schnell.“

Die Dame der Notrufzentrale unternahm den Versuch den Anrufer zu beruhigen.

„Wie ist Ihr Name?“, fragte sie ihn.

„Armin.“

„Und Ihr Nachname?“

„Vogel“, antwortete er.

„Was ist Ihre Adresse?“

„Ludwigstraße 12.“

„Sind Sie verletzt, Herr Vogel?“

„Ja, ich brauche schnell einen Krankenwagen, ich habe versucht den Täter zurückzuhalten, aber es ist mir nicht gelungen.“

„Bleiben Sie bitte am Apparat, ich alarmiere sofort einen Streifenwagen und einen Krankenwagen. Bitte legen Sie jetzt nicht auf.“

Die Dame aus der Notrufzentrale alarmierte umgehend die Einsatzkräfte und dirigierte diese zu der entsprechenden Adresse, die Armin Vogel genannt hatte.

„Sind Sie noch am Apparat?“, fragte sie, nachdem sie die Rettungskräfte alarmiert hatte.

„Ja, was soll ich tun, was soll ich nur tun?“, antwortete Armin Vogel an der anderen Leitung.

„Nichts. Bleiben Sie einfach hier am Telefonhörer, bis Sie unsere Einsatzkräfte an der Tür hören. Sind Sie schwer verletzt?“, fragte die Dame, doch sie erhielt keine Antwort mehr.

Ein ständiger, gleichbleibender Ton in der Telefonleitung zeigte ihr an, dass der Anrufer auf der anderen Seite den Hörer aufgelegt haben musste.


Nur fünf Minuten später erreichten die Einsatzkräfte die angegebene Adresse. Es war ein zweistöckiges Reihenhaus in einer Arbeitersiedlung. Alle Häuser in dieser Gegend waren aus roten Backsteinen gebaut und eines sah aus wie das andere. Nur ein winziger Vorgarten, rechts und links der Sandsteintreppen, trennte die Gebäude vom Bürgersteig. Die Gegend hatte schon bessere Zeiten gesehen. Löcher im Bürgersteig und eine Straße, die aus Hunderten von Teerflicken bestand, wiesen darauf hin, dass diese Arbeitersiedlung ihre besten Tage schon hinter sich hatte. Nicht weit von den Häusern entfernt rauchten die hohen Türme der Stahl- und Hüttenwerke. Der schwarze Qualm, der aus den Schornsteinen emporstieg, verdunkelte die Sonne am Tag. In dieser Gegend wohnten hauptsächlich Leute, die in den nahe gelegenen Stahlhütten ihre Arbeit fanden. Hier wohnten die einfachen Leute aus der Arbeiterschicht, keine Wohlhabenden. In einigen Häusern brannte bereits das Licht in einigen Zimmern, denn dort machten sich bereits die ersten Stahlwerker bereit, um rechtzeitig, gegen 6:00 Uhr ihre Frühschicht in den Stahlwerken anzutreten. Nichts deutete darauf hin, dass sich in einem dieser kleinen Reihenhäuser ein Verbrechen ereignet hatte.

Als die Polizeikräfte und der Rettungsdienst eintrafen, befand sich noch niemand auf der Straße. Sie stellten sofort fest, dass die Haustür des Gebäudes gewaltsam geöffnet worden war. Die Polizisten zücken ihre Waffen, denn es war nicht auszuschließen, dass sich der Täter noch im Haus befand.

Nachdem sich die Polizeikräfte im Flur befanden, hörten sie ein leises Wimmern aus dem oberen Stockwerk des Haues. Zwei der vier Polizeibeamten eilten sofort nach oben, während die anderen beiden, den unteren Teil des Hauses sicherten. Auch im inneren Teil des Hauses war deutlich zu sehen, dass hier keine reichen Leute wohnten. Das Wohnzimmer, welches direkt links von der Eingangstür lag, war mit dem, für diese Verhältnisse, typischen Eichenwandschrank ausgestattet. In der Ecke des Zimmers stand der Fernseher auf einem kleinen Tisch und gegenüber des Eichenwandschrankes stand eine große, graue Stoffcouch an der Wand, vor welcher ein niedriger, rechteckiger Wohnzimmertisch stand. Der Tisch konnte mittels einer Kurbel auf der Seite in der Höhe verstellt werden und war so auch als Esstisch bei größeren Familienfesten einsetzbar. Auf dem Tisch stand ein riesiger Aschenbecher, gegossen aus einem Stück Stahl. Darin lagen etwa dreißig Zigarettenkippen, die wohl noch vom Fernsehabend zuvor stammten. Daneben standen drei leere Bierflaschen, zwei fast leere Zigarettenschachteln unterschiedlicher Marken und eine leere, zerknüllte Tüte Kartoffelchips. Im Haus selbst roch es stark nach kaltem Zigarettenrauch.

Nachdem die Polizeibeamten den zweiten Stock erreicht hatten, sahen sie Licht, am Ende des schmalen Flures, in einem der Zimmer. Mit der Pistole im Anschlag bewegten sie sich auf die halb offene Zimmertür zu.





MORDKOMMISSION

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